Darauf hat Henrik über 40 Jahre gewartet: Sein Jugendfreund Konrád kündigt sich an. Nun kann die Frage beantwortet werden, die Henrik seit Jahrzehnten auf dem Herzen brennt: Welche Rolle spielte damals Krisztina, Henriks schöne junge Frau? Warum verschwand Konrád nach jenem denkwürdigen Jagdausflug Hals über Kopf? Eine einzige Nacht haben die beiden Männer, um den Fragen nach Leidenschaft und Treue, Wahrheit und Lüge auf den Grund zu gehen.
Pressestimmen
„Sándor Márai hat einen grandiosen, einen quälenden Gespensterroman geschrieben, einen Totengesang der Überlebenden, denen die Wahrheit zum Fegefeuer geworden ist. Die Glut hat ihnen das Leben zur Asche ausgebrannt.“ Thomas Wirtz, FAZ
Über ‚Die Glut‘
Márai gehörte in den Dreißigerjahren zu den gefeierten Autoren in ganz Europa, geriet aber nach seiner Emigration in Vergessenheit. Mit dem internationalen Erfolg seines wiederentdeckten Romans „Die Glut“ wurde Sándor Marai als einer der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gefeiert.
Über Sándor Márai
Sándor Márais Biograph Ernő Zeltner bezeichnete den Versuch seine Lebensgeschichte nachzuzeichnen „…als abenteuerliches Unternehmen“, „hat doch der Autor sein ganzes Schriftstellerleben lang einen wahren ‚Irrgarten‘ angelegt, in dem sich Fakten und Erinnerung, Biographie und Fiktion auf sonderbare Weise mischen“. (Ernő Zeltner: Sándor Márai – Ein Leben in Bildern)
Sandor Marai, geboren 1900 als Sándor Károly Henrik Grosschmid in Kaschau (Österreich-Ungarn, heute Slowakei), gestorben 1989 in San Diego, Kalifornien, war einer der bedeutendsten ungarischen Lyriker, Schriftsteller und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er gehörte in den dreißiger Jahren zu den gefeierten Autoren in ganz Europa, geriet aber nach seiner Emigration in Vergessenheit. Mit dem internationalen Erfolg seines wiederentdeckten Romans „Die Glut“ wurde Sándor Marai Ende 1990 wieder einem größeren Publikum bekannt.
Márai heiratete 1923 Ilona Matzner, genannt Lola. Lola, die aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammte, sollte ihn 62 Jahre lang bis zu ihrem Tod begleiten. Am 28.Februar 1939 wurde Lola und Sándor Márais einziges Kind geboren, das allerdings bereits im Alter von kaum sechs Wochen starb. 1947 adoptieren die beiden einen Jungen.
Márai hatte unter anderem deutsche Wurzeln und schrieb zunächst auch auf Deutsch, publizierte ab 1928 jedoch nur noch in ungarischer Sprache. Seinem Großvater Christoph Grosschmid war für treue Dienste von Kaiser Leopolt II. das Adelsprädikat de Mára nach der Landschaft Maramures in Rumänien verliehen worden. Auch wenn der Dichter bereits ab 1919 seine Zeitungsartikel mit Márai zeichnete, ersetzte er den Namen Grosschmid erst mit der Bestätigung eines Namensänderungsgesuches ab 1939 offiziell durch Márai.
Hatte Márai hauptsächlich Artikel für Zeitungen und Magazine, Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben und veröffentlicht, widmete er sich in den 30er und 40ger Jahren auch größeren Werken. Endlich auch finanziell erfolgreich wurde Márai durch den stark autobiographisch gefärbten Roman Bekenntnisse eines Bürgers (1934). 1942 erschien sein Roman Die Glut, der bei seiner Wiederveröffentlichung 1998 in Deutschland die Márai-Renaissance einläutete und dabei innerhalb eines Jahres 200.000 Exemplare verkaufte.
Seit 1941 befand sich Ungarn an der Seite Deutschlands im Krieg. Als sich der gemeinsame Erfolg wendete und Friedenskontakte zum Westen bekannt wurden, ließ Hitler am 19. März 1944 Ungarn besetzen. Von der neu gebildeten Regierung unter wurde die Registrierung und Sammlung der ungarischen Juden vorgenommen und ihre Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager unterstützt. Lolas Vater und viele ihrer Verwandten kamen im Holocaust um.
Mitte 1948 wurde die Kommunistische und die Sozialdemokratische Partei unter dem Druck der Kommunisten und der im Land gebliebenen Roten Armee zur Partei der Werktätigen vereinigt. Die bürgerlichen Parteien wurden verdrängt. Der neue Kulturminister betrieb die schrittweise Gleichschaltung von Presse, Rundfunk und allen kulturellen Institutionen; die großen Verlage wurden verstaatlicht.
Márais Werke wurden von nun an in seiner Heimat von der offiziellen Literaturkritik vernichtend beurteilt. Im September 1948 entschloss sich Márai, Ungarn endgültig zu verlassen und zog nach Italien. Den Rest seines Lebens sollte Márai im Exil verbringen, doch Zeit seines Lebens fühlte er sich als ungarischer Schriftsteller und schrieb weiterhin in ungarischer Sprache.
Die Márais lebten zwar gerne in Italien, doch die ungeordneten sozialen und politischen Zustände in Italien bereiteten dem Schriftsteller, immer größeres Unbehagen. Zudem hatte er hier keine regelmäßigen Einkünfte. Als er die US-Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt bekam und Freunde Lola eine Stellung beschafften, beschlossen sie die Übersiedlung in die Vereinigten Staaten. 1957 leistete Márai den Eid auf die Verfassung. Zehn Jahre später siedelte er rneut nach Italien, wo er bis 13 Jahre blieb. 1980 zog er nach Kalifornien, u.a. weil dort sein Sohn lebte.
In seiner Heimat erhielt Márai nun wieder mehr Aufmerksamkeit, und die Ungarische Akademie der Wissenschaften, aus der er 1949 ausgeschlossen worden war, und der Schriftstellerverband riefen ihn in einer Geste der Wiedergutmachung zurück. Ebenso bot man ihm großzügige Verträge für eine Wiederveröffentlichung seiner Werke in Ungarn an. Seine Antwort war stets, dass er einer Veröffentlichung nur zustimmen werde, „wenn die sowjetischen Truppen aus dem Land abgezogen sind und wenn das ungarische Volk in Anwesenheit glaubwürdiger ausländischer Beobachter in freien, demokratischen Wahlen entschieden hat, unter welchem politischen System es zu leben wünscht.“ (aus: Ernő Zeltner: Sándor Márai: Ein Leben in Bildern)
Am 4. Januar 1986 erlag die mittlerweile erblindete Lola einem Krebsleiden. 1987, starb überraschend im Alter von 46 Jahren auch János, der einzige Sohn.
Am 15. Januar 1989 schrieb er seinen letzten Tagebucheintrag: „Ich warte auf den Stellungsbefehl, bin nicht ungeduldig, will aber auch nichts hinauszögern. Es ist Zeit.“ Márai erschoss sich am 22. Februar 1989. Seine Asche wurde ins Meer gestreut.
Unglaubliche 60 Romane hat er hinterlassen. Sándor Márai (1900-1989) ist posthum zu einem der wichtigsten Autoren Ungarns, ja sogar Europas des 20. Jahrhunderts erklärt worden.
Sandor Marai über sich und sein Leben
„Für jede Emigration ist es ein Schicksalsproblem, inwieweit der Emigrant bereit ist, sich auf Kosten der Muttersprache die Sprache der neuen Gemeinschaft anzueignen. Für Exilschriftsteller ist das keine Frage, denn wenn sie sich von der Muttersprache lösen […] zerschneiden sie die Nabelschnur, die sie mit der lebensspendenden Muttersprache verbindet und die ihr Selbstbewusstsein, ihre schriftstellerischen Fähigkeiten speist. Man kann sehr wohl Gedanken in einer fremden Sprache schriftlich ausdrücken, aber ‚schreiben‘, also schöpfen, kann man nur in der Muttersprache. Das war für mich kein Geheimnis, als ich vor 36 Jahren Ungarn verließ: Wohin es mich verschlägt, dort werde ich ein ungarischer Schriftsteller sein.“ (Tagebücher 1984-1989, S. 17)
Marai über seine Frau Lola nach deren Tod: „Habe ich sie geliebt? Ich weiß es nicht. Liebt man seine Beine, seine Gedanken? Nur hat eben nichts einen Sinn ohne die Beine oder die Gedanken. Auch ohne sie hat nichts einen Sinn. Ich weiß nicht, ob ich sie ‚geliebt‘ habe. Es war anders. Ich ‚liebe‘ auch meine Niere und meine Bauchspeicheldrüse nicht. Nur sind eben auch sie beide ich, wie auch L. ich war.“ (Tagebücher 1984-1989, S. 102)
„Und wenn ich noch einmal so lange lebe? Werde ich dann mehr wissen? Glücklicher sein? Genaueres über Gott, die Menschen, die Natur und Übernatürliches vermuten? Ich glaube, nein; Erfahrungen verlangen Zeit, aber über ein bestimmtes Wissen hinaus vertieft die Zeit die Erfahrungen nicht. Ich werde einfach älter, nicht mehr und nicht weniger.“ (Tagebücher 1984-1989, S. 60)
Weitere Bücher von Sandor Marai (Auswahl)
- Das Wunder des San Gennaro
- Bekenntnisse eines Bürgers: Erinnerungen
- Die Gräfin von Parma
- Die Nacht vor der Scheidung
- Die Fremde
- Schule der Armen. Ein Leitfaden für Menschen mit geringem Einkommen
- Die Glut
- Die vier Jahreszeiten
- Die Möwe
- Literat und Europäer. Tagebücher 01
- Unzeitgemäße Gedanken. Tagebücher 02
- Befreiung
- Die Schwester
- Das Vermächtnis der Eszter
- Wandlungen einer Ehe
Buch über Sandor Marai
Ernö Zeltner: Sandor Marai – Ein Leben in Bildern
»Wenn Sie mehr über diesen Schriftsteller Sándor Márai wissen wollen, lesen Sie die wunderbar bebilderte Biographie von Ernõ Zeltner, die nicht nur ein Schriftstellerleben erzählt, sondern das ganze zerrissene Jahrhundert widerspiegelt: Krieg, Exil, Einsamkeit, Verlust der Sprache, Verlust der Heimat, darüber fast Verlust des Schreibenkönnens.« Elke Heidenreich im Westdeutschen Rundfunk
Sandor Marai
Die Glut
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Darauf hat Henrik über 40 Jahre gewartet: Sein Jugendfreund Konrád kündigt sich an. Nun kann die Frage beantwortet werden, die Henrik seit Jahrzehnten auf dem Herzen brennt: Welche Rolle spielte damals Krisztina, Henriks schöne junge Frau? Warum verschwand Konrád nach jenem denkwürdigen Jagdausflug Hals über Kopf? Eine einzige Nacht haben die beiden Männer, um den Fragen nach Leidenschaft und Treue, Wahrheit und Lüge auf den Grund zu gehen.
Pressestimmen
„Sándor Márai hat einen grandiosen, einen quälenden Gespensterroman geschrieben, einen Totengesang der Überlebenden, denen die Wahrheit zum Fegefeuer geworden ist. Die Glut hat ihnen das Leben zur Asche ausgebrannt.“ Thomas Wirtz, FAZ
Über ‚Die Glut‘
Márai gehörte in den Dreißigerjahren zu den gefeierten Autoren in ganz Europa, geriet aber nach seiner Emigration in Vergessenheit. Mit dem internationalen Erfolg seines wiederentdeckten Romans „Die Glut“ wurde Sándor Marai als einer der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gefeiert.
Über Sándor Márai
Sándor Márais Biograph Ernő Zeltner bezeichnete den Versuch seine Lebensgeschichte nachzuzeichnen „…als abenteuerliches Unternehmen“, „hat doch der Autor sein ganzes Schriftstellerleben lang einen wahren ‚Irrgarten‘ angelegt, in dem sich Fakten und Erinnerung, Biographie und Fiktion auf sonderbare Weise mischen“. (Ernő Zeltner: Sándor Márai – Ein Leben in Bildern)
Sandor Marai, geboren 1900 als Sándor Károly Henrik Grosschmid in Kaschau (Österreich-Ungarn, heute Slowakei), gestorben 1989 in San Diego, Kalifornien, war einer der bedeutendsten ungarischen Lyriker, Schriftsteller und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er gehörte in den dreißiger Jahren zu den gefeierten Autoren in ganz Europa, geriet aber nach seiner Emigration in Vergessenheit. Mit dem internationalen Erfolg seines wiederentdeckten Romans „Die Glut“ wurde Sándor Marai Ende 1990 wieder einem größeren Publikum bekannt.
Márai heiratete 1923 Ilona Matzner, genannt Lola. Lola, die aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammte, sollte ihn 62 Jahre lang bis zu ihrem Tod begleiten. Am 28.Februar 1939 wurde Lola und Sándor Márais einziges Kind geboren, das allerdings bereits im Alter von kaum sechs Wochen starb. 1947 adoptieren die beiden einen Jungen.
Márai hatte unter anderem deutsche Wurzeln und schrieb zunächst auch auf Deutsch, publizierte ab 1928 jedoch nur noch in ungarischer Sprache. Seinem Großvater Christoph Grosschmid war für treue Dienste von Kaiser Leopolt II. das Adelsprädikat de Mára nach der Landschaft Maramures in Rumänien verliehen worden. Auch wenn der Dichter bereits ab 1919 seine Zeitungsartikel mit Márai zeichnete, ersetzte er den Namen Grosschmid erst mit der Bestätigung eines Namensänderungsgesuches ab 1939 offiziell durch Márai.
Hatte Márai hauptsächlich Artikel für Zeitungen und Magazine, Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben und veröffentlicht, widmete er sich in den 30er und 40ger Jahren auch größeren Werken. Endlich auch finanziell erfolgreich wurde Márai durch den stark autobiographisch gefärbten Roman Bekenntnisse eines Bürgers (1934). 1942 erschien sein Roman Die Glut, der bei seiner Wiederveröffentlichung 1998 in Deutschland die Márai-Renaissance einläutete und dabei innerhalb eines Jahres 200.000 Exemplare verkaufte.
Seit 1941 befand sich Ungarn an der Seite Deutschlands im Krieg. Als sich der gemeinsame Erfolg wendete und Friedenskontakte zum Westen bekannt wurden, ließ Hitler am 19. März 1944 Ungarn besetzen. Von der neu gebildeten Regierung unter wurde die Registrierung und Sammlung der ungarischen Juden vorgenommen und ihre Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager unterstützt. Lolas Vater und viele ihrer Verwandten kamen im Holocaust um.
Mitte 1948 wurde die Kommunistische und die Sozialdemokratische Partei unter dem Druck der Kommunisten und der im Land gebliebenen Roten Armee zur Partei der Werktätigen vereinigt. Die bürgerlichen Parteien wurden verdrängt. Der neue Kulturminister betrieb die schrittweise Gleichschaltung von Presse, Rundfunk und allen kulturellen Institutionen; die großen Verlage wurden verstaatlicht.
Márais Werke wurden von nun an in seiner Heimat von der offiziellen Literaturkritik vernichtend beurteilt. Im September 1948 entschloss sich Márai, Ungarn endgültig zu verlassen und zog nach Italien. Den Rest seines Lebens sollte Márai im Exil verbringen, doch Zeit seines Lebens fühlte er sich als ungarischer Schriftsteller und schrieb weiterhin in ungarischer Sprache.
Die Márais lebten zwar gerne in Italien, doch die ungeordneten sozialen und politischen Zustände in Italien bereiteten dem Schriftsteller, immer größeres Unbehagen. Zudem hatte er hier keine regelmäßigen Einkünfte. Als er die US-Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt bekam und Freunde Lola eine Stellung beschafften, beschlossen sie die Übersiedlung in die Vereinigten Staaten. 1957 leistete Márai den Eid auf die Verfassung. Zehn Jahre später siedelte er rneut nach Italien, wo er bis 13 Jahre blieb. 1980 zog er nach Kalifornien, u.a. weil dort sein Sohn lebte.
In seiner Heimat erhielt Márai nun wieder mehr Aufmerksamkeit, und die Ungarische Akademie der Wissenschaften, aus der er 1949 ausgeschlossen worden war, und der Schriftstellerverband riefen ihn in einer Geste der Wiedergutmachung zurück. Ebenso bot man ihm großzügige Verträge für eine Wiederveröffentlichung seiner Werke in Ungarn an. Seine Antwort war stets, dass er einer Veröffentlichung nur zustimmen werde, „wenn die sowjetischen Truppen aus dem Land abgezogen sind und wenn das ungarische Volk in Anwesenheit glaubwürdiger ausländischer Beobachter in freien, demokratischen Wahlen entschieden hat, unter welchem politischen System es zu leben wünscht.“ (aus: Ernő Zeltner: Sándor Márai: Ein Leben in Bildern)
Am 4. Januar 1986 erlag die mittlerweile erblindete Lola einem Krebsleiden. 1987, starb überraschend im Alter von 46 Jahren auch János, der einzige Sohn.
Am 15. Januar 1989 schrieb er seinen letzten Tagebucheintrag: „Ich warte auf den Stellungsbefehl, bin nicht ungeduldig, will aber auch nichts hinauszögern. Es ist Zeit.“ Márai erschoss sich am 22. Februar 1989. Seine Asche wurde ins Meer gestreut.
Unglaubliche 60 Romane hat er hinterlassen. Sándor Márai (1900-1989) ist posthum zu einem der wichtigsten Autoren Ungarns, ja sogar Europas des 20. Jahrhunderts erklärt worden.
Sandor Marai über sich und sein Leben
„Für jede Emigration ist es ein Schicksalsproblem, inwieweit der Emigrant bereit ist, sich auf Kosten der Muttersprache die Sprache der neuen Gemeinschaft anzueignen. Für Exilschriftsteller ist das keine Frage, denn wenn sie sich von der Muttersprache lösen […] zerschneiden sie die Nabelschnur, die sie mit der lebensspendenden Muttersprache verbindet und die ihr Selbstbewusstsein, ihre schriftstellerischen Fähigkeiten speist. Man kann sehr wohl Gedanken in einer fremden Sprache schriftlich ausdrücken, aber ‚schreiben‘, also schöpfen, kann man nur in der Muttersprache. Das war für mich kein Geheimnis, als ich vor 36 Jahren Ungarn verließ: Wohin es mich verschlägt, dort werde ich ein ungarischer Schriftsteller sein.“ (Tagebücher 1984-1989, S. 17)
Marai über seine Frau Lola nach deren Tod: „Habe ich sie geliebt? Ich weiß es nicht. Liebt man seine Beine, seine Gedanken? Nur hat eben nichts einen Sinn ohne die Beine oder die Gedanken. Auch ohne sie hat nichts einen Sinn. Ich weiß nicht, ob ich sie ‚geliebt‘ habe. Es war anders. Ich ‚liebe‘ auch meine Niere und meine Bauchspeicheldrüse nicht. Nur sind eben auch sie beide ich, wie auch L. ich war.“ (Tagebücher 1984-1989, S. 102)
„Und wenn ich noch einmal so lange lebe? Werde ich dann mehr wissen? Glücklicher sein? Genaueres über Gott, die Menschen, die Natur und Übernatürliches vermuten? Ich glaube, nein; Erfahrungen verlangen Zeit, aber über ein bestimmtes Wissen hinaus vertieft die Zeit die Erfahrungen nicht. Ich werde einfach älter, nicht mehr und nicht weniger.“ (Tagebücher 1984-1989, S. 60)
Weitere Bücher von Sandor Marai (Auswahl)
Buch über Sandor Marai
Ernö Zeltner: Sandor Marai – Ein Leben in Bildern
»Wenn Sie mehr über diesen Schriftsteller Sándor Márai wissen wollen, lesen Sie die wunderbar bebilderte Biographie von Ernõ Zeltner, die nicht nur ein Schriftstellerleben erzählt, sondern das ganze zerrissene Jahrhundert widerspiegelt: Krieg, Exil, Einsamkeit, Verlust der Sprache, Verlust der Heimat, darüber fast Verlust des Schreibenkönnens.« Elke Heidenreich im Westdeutschen Rundfunk