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5 Fragen an Anita Djafari, Geschäftsführerin Litprom e.V. und Bücherfrau des Jahres 2016

anita-djafariWie sind Sie dazu gekommen, sich mit Literatur aus Asien, Afrika und Lateinamerika zu beschäftigen? Was fasziniert Sie persönlich an der Literatur dieser Regionen?

Für Literatur und die große weite Welt habe ich mich schon sehr früh interessiert. Ich habe durch meine Arbeit bei einem großen Reiseveranstalter schon in jungen Jahren sehr interessante Fernreisen unternehmen können. Danach habe ich aber das Abitur auf dem 2. Bildungsweg nachgemacht und Literatur (Germanistik und Anglistik) studiert, weil ich zum einen die Welt, vor allem die ferne, besser verstehen wollte und zum anderen, weil ich auch schon als Kind eine Leseratte war und die Beschäftigung mit Literatur zu meinem Beruf machen wollte. Durch eine private Reise nach Tansania während meines Studiums wurde mein Interesse an afrikanischer Literatur geweckt, was zeitlich zusammenfiel mit dem Angebot der Anglistik, sich auch mit postkolonialer Literatur auseinanderzusetzen. Das war neu und relativ unerforscht und übte damit einen großen Reiz aus. Außerdem waren es für uns Student*innen auch politisch engagierte Zeiten, das spiegelte sich auch in unserem Engagement für die so genannte Dritte-Welt-Literatur.

Im Weltempfänger werden jährlich rund 28 Bücher vorgestellt. Wie werden die Bücher für den Weltempfänger ausgewählt? Gibt es Kriterien, die ein Werk erfüllen muss?

Das allerwichtigste Kriterium ist die literarische Qualität. Unsere achtköpfige Jury besteht aus hochkarätigen Literaturprofis, die zudem auch noch regionale Vorlieben und damit besondere Kenntnisse und viel Hintergrundwissen haben. Wir sichten alle Neuerscheinungen von übersetzter Literatur aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt, dann machen wir uns gegenseitig Vorschläge und sprechen Empfehlungen aus, die diskutieren wir per E-Mail sehr ernsthaft untereinander. Am Ende vergeben wir Punkte und zählen diese zusammen. Natürlich kommt es dabei vor, dass wir bei einzelnen Titeln auch unterschiedlicher Meinung sind. Aber das Ergebnis beruht immer auf einem Konsens.

Wissen Sie wie viele Bücher Sie pro Jahr lesen?

Das werde ich oft gefragt. Da ich immer, ständig lese, manchmal auch eben nur anlese, wenn ich nach ca. 60 – 100 Seiten feststelle, dass das Buch mir nicht gefällt und nicht für eine Empfehlung taugt, kann ich das schwer beziffern. Aber es kommt schon einiges zusammen.

Was ist für Sie persönlich ein gutes Buch?

Ein gutes Buch muss nichts Spektakuläres haben. Die Sprache muss mir gefallen, ein sorgfältiger wohldosierter Umgang damit ist mir sehr wichtig. In unserem Fall betrifft das auch die Qualität der Übersetzung. Die Komposition spielt auch eine große Rolle, aber die Form darf auch kein Selbstzweck sein. Letztendlich muss es eine gute Geschichte sein, die mir erzählt wird, sie muss mich emotional berühren und darf mich auch intellektuell fordern. Wenn Form und Inhalt übereinstimmen, dann ist es für mich ein gutes Buch.

Lesegruppen lesen und diskutieren leider selten Bücher asiatischer, afrikanischer, arabischer oder lateinamerikanischer Autoren. Mit welchen Argumenten würden Sie einen Literaturkreis davon überzeugen, auch einmal ein Werk aus einem dieser Kulturkreise als Lektüre zu wählen?

Ach, man muss einfach mal mit etwas anfangen, was einem zunächst fremd und unzugänglich erscheint. Irgendeinen Tipp befolgen, vielleicht ein Buch zur Hand nehmen aus einem Land, in dem man schon mal war oder in das man gerne reisen möchte. Und dann darüber reden. Gerade in der Auseinandersetzung und dem Austausch mit anderen merkt man wahrscheinlich, dass das vermeintlich Fremde so fremd und anders gar nicht ist, dass uns Menschen auf der ganzen Welt viel mehr verbindet als trennt. Denn in guter Literatur geht es ja doch immer um die großen universellen Themen: Liebe, Tod, Verrat, Gewalt, Familie. Es ist in der Regel nur die Umgebung, die „Tapete“, die anders ist als die gewohnte. Und dann stellt man fest, dass man – fast, ohne es zu merken – noch etwas gelernt hat über eine anderes Land, eine andere Region, eine andere Epoche. Wir sind doch inzwischen sowieso schon global zusammengerückt, dass es nicht schadet, wenn man sich öffnet und so die Welt um einen herum ein bisschen besser verstehen lernt.

  • Besonderer Buchtipp: Apeirogon von Colum McCann

    Besonderer Buchtipp:

    Apeirogon von Colum McCann

    Rami und Bassam sind Freunde und wohnen im selben Land nah beieinander. Und doch leben sie in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Denn das Land ist Israel und Rami ist Jude, Bassam Palästinenser. Was sie verbindet, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann – beide haben ein Kind bei einer Gewalttat verloren.

    Dennoch fordern sie keine Rache, sondern halten gemeinsam Vorträge darüber, dass nur Kommunikation und ein Verständnis für den anderen zu einem Frieden im Nahen Osten führen können.

    Das Buch erschien bereits 2020 und ist doch aktueller denn je.

    Wir stellen den Roman und den Autor ausführlich vor. Zusätzlich gibt es passende Diskussionsfragen für eine Besprechung im Lesekreis.

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  • Rosa und Leo: Die große Liebe der Rosa Luxemburg von Charlotte Roth

    Entdeckung des Monats:

    Rosa und Leo: Die große Liebe der Rosa Luxemburg von Charlotte Roth

    Rosa Luxemburg war eine Vordenkerin und Freiheitskämpferin. Über ihr Privatleben ist jedoch wenig bekannt.

    Dieser biografische Roman erzählt neben ihrem politischen Weg und einem Porträt der damaligen Zeit, auch von der großen, dramatischen Liebesgeschichte zwischen der Revolutionärin und Leo Jogiches.

    Charlotte Roth hat zahlreiche Romane über Frauenschicksale veröffentlicht, die meist vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte spielen.

    Wir stellen den Roman und die Autorin ausführlich vor, inklusive Interview zum Roman und Diskussionsfragen für Lesekreise.

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  • Unser Thema des Monats: Das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Unser Thema des Monats:

    22 Bahnen von Caroline Wahl ist Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen ihr Lieblingsbuch.

    Die Nominierten für 2023 waren:

    Elena Fischer: „Paradise Garden“
    Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“
    Rónán Hession: „Leonard und Paul“
    Jarka Kubsova: „Marschlande“
    *Caroline Wahl: „22 Bahnen“ (Lieblingsbuch)

    Wir haben alle bisherigen Gewinner und die 5 Romane der Shortlist zusammengestellt – insgesamt 45 Buchtipps! Und zu vielen davon gibt es bereits Diskussionsfragen.

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    FÜR LESEKREISMITGLIEDER: Wie viele Bücher lesen Sie persönlich im Jahr? (inklusive der Bücher, die Sie für Ihren Lesekreis lesen)

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