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Ein Leben mehr

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Persönliche Bewertung:
4,4/5 (26)

Eignung für Lesekreise:
3,6/5 (8)


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Ein Leben mehr

Unser Taschenbuch des Monats!

Dies ist die Geschichte von drei alten Männern, die sich in die nordkanadischen Wälder zurückgezogen haben. Von drei Männern, die die Freiheit lieben. Eines Tages aber ist es mit ihrer Einsiedelei vorbei. Zuerst stößt eine Fotografin zu ihnen, sie sucht nach einem der letzten Überlebenden der Großen Brände, einem gewissen Boychuck. Kurze Zeit später taucht Marie-Desneiges auf, eine eigensinnige, zierliche Dame von achtzig Jahren. Die Frauen bleiben. Und während sie dem Rätsel um Boychucks Überleben nachgehen, entsteht etwas unter diesen Menschen, das niemand für möglich gehalten hätte.

Pressestimmen:

»Jocelyne Saucier zeigt, dass Liebe, Hoffnung und Freiheitsdrang kein Alter kennen.« Elle

»Ein wildes Märchen, eine Utopie zum Heulen schön, eine fast vergnügliche Horrorstory, die einem nichts erspart – weder die Sonnenflecken auf der Haut noch die Miesheiten, die ein Menschenherz schrumpfen lassen. Aber dann schlägt es einfach weiter.« Katja Nele Bode, Brigitte Woman

»Einsame Spitze – Jocelyne Saucier entzündet in Ein Leben mehr Signalfeuer der Freiheit und erzählt von der Souveränität des Alters unter den Bedingungen der Wildnis.« Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung

Über Jocelyne Saucier

Jocelyne Saucier, geboren 1948 in der Provinz New Brunswick, lebt heute in einem Zehn-Seelen-Ort im Wald, im nördlichen Québec. Sie arbeitete lang als Journalistin, bevor sie mit dem literarischen Schreiben begann. Ein Leben mehr ist ihr vierter Roman, der erste in deutscher Sprache.

Mein-Literaturkreis.de Rezension
von Literaturkreismitglied Hildegard B., Hamburg

„Ich finde das Buch hinreißend. Es ist interessant aufgebaut, ausgesprochen originell, heiter und sehr menschlich und einfühlsam geschrieben.“

Bewertung des Buches: ✮ ✮ ✮ ✮ ✮
Bewertung der Eignung zur Diskussion in Literaturkreisen:✮ ✮ ✮ ✮ ✰

„Man ist frei, meine Schöne, wenn man sich aussuchen kann, wie man lebt!“
„Und wie man stirbt, ergänzte Charlie“ ( S.25 )

Freiheit und Selbstbestimmung sind das Einzige, was für Tom, Ted und Charlie zählt, drei alte Männer, die sich weit in die kanadischen Wälder zurückgezogen haben. Sie haben alles hinter sich gelassen, wollen sich von niemandem reinreden lassen, wollen nur noch selbstbestimmt leben. Angst vor der Wildnis und ihren Herausforderungen, besonders im langen kalten Winter, haben sie nicht, Angst haben sie nur vor den „Sozialarbeiterinnen dieser Welt“.
„Die drei waren eine eingeschworene Gemeinschaft, aber ihre Hütten standen so weit voneinander entfernt, dass jeder das Gefühl haben konnte, ganz allein auf der Welt zu sein.“ ( S.40 ) Mit großer erzählerischer Kraft berichtet die Autorin über das tägliche Leben der drei Hauptpersonen, deren Alltag mit Angeln, Jagen, Karten spielen und Beeren pflücken abrupt unterbrochen wird durch den Besuch von zwei Frauen.
Jocelyne Saucier lässt uns wunderschöne Bilder sehen, interessante und berührende Dialoge hören und überzeugende Persönlichkeiten erleben.
Ich finde das Buch hinreißend. Es ist interessant aufgebaut, ausgesprochen originell, heiter und sehr menschlich und einfühlsam geschrieben.
Mich ließ es glücklich und zufrieden zurück.

Diskussionsansätze

Dieses Buch ist absolut zu empfehlen. Aber gibt es viel zu diskutieren?

Anknüpfungspunkte können sich ergeben, wenn man im Literaturkreis eine Runde macht: „Mir hat an dem Buch gefallen, dass…“ und auch :“ Mir hat an dem Buch nicht gefallen, dass…“. Auf jeden Fall ist der Titel besprechenswert.

Auf Seite 82 findet sich ein Abschnitt über Augen: „Bei alten Menschen sind die Augen das Wichtigste. Ihre Gesichter sind eingefallen, die Haut ist schlaff und faltig, vor allem rings um den Mund, die Augen, die Nase und die Ohren. Ihre verhärmten Gesichter sind schwer zu entziffern. Von alten Menschen erfährt man nur etwas, wenn man ihnen in die Augen sieht. Die Augen enthalten ihre Lebensgeschichte.“
Stimmt das?

Ein interessanter Satz, den ich mitgenommen habe, heißt: “ Wenn die Strömung dein Boot abtreibt, musst du eben anders rudern.“( S.159) Ist das nicht ein herrliches Bild für ein selbstbestimmtes Leben?

Über die Glaubwürdigkeit dieses „Märchens“ sollte nicht diskutiert werden, das zerstört die Glückseligkeit.

Über das Buch

Marie Desneiges, die zarte reizende alte Dame im Buch, basiert auf einer realen Person. In einem Interview erzählte die Autorin Jocelyne Saucier, dass sie eine Tante namens Marie-Ange hatte, die im Alter von 16 in eine psychiatrische Klinik kam. Obwohl Saucier die Tante nur einmal als Kind getroffen hatte, stattete sie ihr einen Besuch ab. Marie-Ange lebte in einem kleinen Zimmer, das sie seit 30 Jahre mit einer Frau teilte, die geistig zurückgeblieben war, während sie sich noch sehr klar zeigte. Sie war sehr wütend, weil sie wusste, dass jemand ihr das Leben gestohlen hatte. Jocelyne Saucier hielt Kontakt. Sie erzählte ihrer Tante allerdings erst kurz vor Veröffentlichung des Romans, dass sie darin eine Rolle spielen und sie ihr das Buch widmen würde. So würde man wissen, dass sie gelebt hatte.
Das komplette englische Interview mit weiteren Hinweisen hier.

Diskussionsfragen

  • Struktur / Kapitel: Wie hat Dir die Struktur des Buches gefallen? Gab es ein oder mehrere Kapitel, die Dich besonders beeindruckt haben (vom Stil oder vom Inhalt) und kannst Du beschreiben, warum?
    Die erste Hälfte des Romans bilden Kapitel, in denen die Stimme je einer anderen Figur spricht; in der 2. Hälfte gibt es hingegen einen auktorialen Erzähler, das heißt dieser befindet sich außerhalb der Geschichte, weiß aber alles über sie. Jedes Kapitel beginnt mit einer (kursiv gedruckten) Einführung, fast wie ein Prolog.
    Das Buch ist in 11 Kapiteln geschrieben: Die Fotografin, Bruno, Steve, Die Großen Brände, Die Gemeinschaft am See, Charlies drittes Leben, Junge Mädchen mit langem Haar, Die Sammlung tragischer Liebesgeschichten, Ein Wolf in der Nacht, Zwei Gräber, Die Vögel fielen vom Himmel
  • Wie bist Du beim Lesen in das Buch reingekommen? Welche Figuren waren Dir eher sympathisch oder eher unsympatisch?
    Es gibt im Roman zahlreiche Personen, da habe ich für mich einige Stichworte notiert; vielleicht ja auch für Euch hilfreich…
    Charlie, hatte sich todkrank zurückgezogen und war dann doch nicht gestorben, war früher verheiratet, zwei Kinder, Briefträger „Nur im Wald war er er selbst. Wenn er draußen in der Natur tief durchatmete, empfand er sich als Teil von etwas Größerem, als Teil des Universums.“ (Seite 41)
    Tom
    Ted / Ed / Edward / Theodore Boychuck (S. 94), Liebe zu den Polson Zwillingen Angie & Margie
    Bruno, ca. 40, sieht aus wie 30, Neffe von Gertrude, versorgt die Alten mit dem Nötigsten
    Steve, ca. 50, Pächter des Hotels, hält unliebsame Besucher von den Alten fern
    Ange-Aimée, Anfang 40, Fotos 1995 / 1996 (S. 157), Besuch im Camp 1997, möchte Überlebende des großen Feuers fotografieren, Ausstellung Fotos und Teds Bilder
    Marie Desneige alias Gertrude, seit dem Alter von 16 in der geschlossenen Station einer psychiatrischen Klinik, 66 Jahre später, da war sie 82, holt Bruno sie zunächst zu einem Besuch der Familie ab. Bereits mit 37 (1951) schrieb sie einen verzweifelten Brief an ihren Bruder, Brunos Vater; erst nach dessen Tod wurde er gefunden.
  • Der Roman beinhaltet mehrere Erzählstränge wie die großen Brände in Kanada, insbesondere der in Matheson in 1916, das Verschwinden von Aussteigern hohen Alters, eine Liebesgeschichte und das Fotoprojekt einer Fotografin.
    Ist es der Autorin Jocelyne Saucier gelungen, in dem Roman diesen unterschiedlichen Themen genügend Raum zu geben und sie gut miteinander zu verbinden?
    Was war für Dich das Hauptthema des Buches?
  • Gibt es Gedanken oder Ideen aus dem Roman, die dich persönlich besonders angesprochen oder berührt haben? Was nimmst Du daraus für Dein eigenes Leben mit? Gibt es besondere Zitate, die Du Dir notiert oder markiert hast?
  • ‚Ein Leben mehr‘, der Titel des Romans beschreibt die Möglichkeit, ein weiteres Kapitel in dem eigenen Leben ‚aufzuschlagen‘. Manche, wie Charlie erhalten sogar ein ‚drittes Leben‘, so der Titel eines der Abschnitte im Buch. Wie realistisch ist diese Idee in der Realität? Trifft der Buchtitel auf alle Hauptpersonen zu? Gibt es im Roman nur Gewinner oder auch Verlierer?
  • Im hohen Alter ein würdiges gutes Leben führen. Trifft das auf die drei alten Männer Charlie, Tom und Ted zu? Was ist mit Marie Desneige?
    Was macht für Dich ein gutes Leben im Alter aus? Kennst Du in Deinem persönlichen Umfeld gute oder weniger gute Beispiele?
  • „Man ist frei, meine Schöne, wenn man sich aussuchen kann, wie man lebt.“
    „Und wie man stirbt“, ergänzte Charlie. ( S.27)
    Ted, Charlie und Tom haben kleine Döschen in ihren Hütten – mit Strychninpulver, um selbst zu bestimmen, wann und wie sie sterben wollen. Was hältst Du davon? Wie ist Deine Einstellung zum Thema Sterbehilfe?
  • „Es ist der Ur-Mythos Nordamerikas, den Saucier in ihren Romanen weiterschreibt. Ihre Figuren träumen den Traum von der radikalen Anarchie in der „wilderness“, abseits der Zivilisation.“ – NZZ am Sonntag, August 2019
    Was fasziniert Menschen an der Einsamkeit, der Wildnis? Können wir uns als Bewohner kleiner, stark bevölkerter Länder, in diese Sehnsucht hineinversetzen?
  • Was hat Dir an dem Roman besonders gefallen? Was weniger?
  • Besonderer Buchtipp: Apeirogon von Colum McCann

    Besonderer Buchtipp:

    Apeirogon von Colum McCann

    Rami und Bassam sind Freunde und wohnen im selben Land nah beieinander. Und doch leben sie in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Denn das Land ist Israel und Rami ist Jude, Bassam Palästinenser. Was sie verbindet, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann – beide haben ein Kind bei einer Gewalttat verloren.

    Dennoch fordern sie keine Rache, sondern halten gemeinsam Vorträge darüber, dass nur Kommunikation und ein Verständnis für den anderen zu einem Frieden im Nahen Osten führen können.

    Das Buch erschien bereits 2020 und ist doch aktueller denn je.

    Wir stellen den Roman und den Autor ausführlich vor. Zusätzlich gibt es passende Diskussionsfragen für eine Besprechung im Lesekreis.

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  • Rosa und Leo: Die große Liebe der Rosa Luxemburg von Charlotte Roth

    Entdeckung des Monats:

    Rosa und Leo: Die große Liebe der Rosa Luxemburg von Charlotte Roth

    Rosa Luxemburg war eine Vordenkerin und Freiheitskämpferin. Über ihr Privatleben ist jedoch wenig bekannt.

    Dieser biografische Roman erzählt neben ihrem politischen Weg und einem Porträt der damaligen Zeit, auch von der großen, dramatischen Liebesgeschichte zwischen der Revolutionärin und Leo Jogiches.

    Charlotte Roth hat zahlreiche Romane über Frauenschicksale veröffentlicht, die meist vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte spielen.

    Wir stellen den Roman und die Autorin ausführlich vor, inklusive Interview zum Roman und Diskussionsfragen für Lesekreise.

    » zum Buch

  • Unser Thema des Monats: Das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Unser Thema des Monats:

    22 Bahnen von Caroline Wahl ist Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen ihr Lieblingsbuch.

    Die Nominierten für 2023 waren:

    Elena Fischer: „Paradise Garden“
    Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“
    Rónán Hession: „Leonard und Paul“
    Jarka Kubsova: „Marschlande“
    *Caroline Wahl: „22 Bahnen“ (Lieblingsbuch)

    Wir haben alle bisherigen Gewinner und die 5 Romane der Shortlist zusammengestellt – insgesamt 45 Buchtipps! Und zu vielen davon gibt es bereits Diskussionsfragen.

    »zu den Buchtipps

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