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Landnahme

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Persönliche Bewertung:
3,6/5 (7)

Eignung für Lesekreise:
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Landnahme

Bernhard Haber ist zehn, als er 1950 mit seinen Eltern aus Breslau in eine sächsische Kleinstadt kommt, wo man Vertriebene und Ausgebombte lieber heute als morgen wieder abreisen sähe. Zwar werden Handwerker gebraucht, und Bernhards Vater ist Tischler, aber die Einheimischen bestellen ihre Möbel natürlich nicht bei dem Fremden. 

Dem Jungen begegnet man in der Schule nicht viel besser, sich durchbeißen und immer wiedere Schläge einstecken – das erkennt er rasch als den einzigen Weg. Daß Bernhard nach der 8. Klasse eine Tischlerlehre beginnt, wundert niemanden, eher schon, daß er später zeitweise als Karusselbesitzer sagenhaft viel Geld verdient. Peter Koller, der in einem selbstgebauten Auto zahlende Gäste nach Westberlin gebracht hat und dafür ein paar Jahre ins Gefängnis muß, weiß genauer, woher Bernhards Wohlstand stammt, aber er verpfeift ihn nicht. 

Überhaupt hat Haber Glück mit den Leuten um sich herum: mit seiner Frau Friederike, die ihn anhimmelt, mit seiner Schwägerin Katharina, die ihm beigebracht hat, was Liebe ist, mit dem Sägereibesitzer Sigurd, der dafür sorgt, daß Bernhard als Tischlermeister in den Kegelklub aufgenommen wird, wo die Selbständigen sich treffen, um den nötigen Einfluß auf die Politik des Ortes zu nehmen … vor 1989 und erst recht in den wilden Jahren danach.

Christoph Hein erzählt die Lebensgeschichte Bernhard Habers über fast fünfzig Jahre aus der Sicht und mit den Stimmen von fünf Wegbegleitern. Es ist der Lebenslauf eines Außenseiters in der Provinz, der mit der großen Geschichte scheinbar nichts zu tun hat und doch den Verlauf deutscher Geschichte vom zweiten Weltkrieg bis zur Jahrtausendwende exemplarisch spiegelt.

Pressestimmen

»Der neue Roman von Christoph Hein, Landnahme, könnte ein Klassiker werden. Er liegt thematisch im Trend, ist formal so perfekt wie ein goldener Schnitt, und vor allem streift er die Dimension einer griechischen Tragödie.« Frankfurter Rundschau

Der Germanist Hannes Krauss in Kindlers Literaturlexikon: „Obwohl Christoph Hein behauptet, ein Dramatiker zu sein, der als ‚Fingerübung‘ gelegentlich Prosa verfasse, ist es gerade diese Prosa, die ihn international bekannt gemacht hat.“ Seit der Veröffentlichung seiner Novelle Der fremde Freund zähle er zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Deutschlands. Zuvor veröffentlichte Hein hauptsächlich Erzählungen, die in verschiedenen Jahrhunderten spielen. Viele dieser Erzählungen beschäftigten sich mit der Geschichte aus Sicht von Randfiguren. In einer Vielzahl seiner Prosa gehe es um die Liebe, jedoch seien seine Liebespaare nur selten glücklich, da sie durch ihr Alltagsleben, ihre Herkunft oder Erziehung nur schwer Zugang zu sich selbst oder anderen fänden.

Über Christoph Hein

Christoph Hein wurde 1944 in Heinzendorf/Schlesien geboren. Nach Kriegsende zog die Familie nach Bad Düben bei Leipzig, wo Hein aufwuchs. Ab 1967 studierte er an der Universität Leipzig Philosophie und Logik und schloss sein Studium 1971 an der Humboldt Universität Berlin ab. Von 1974 bis 1979 arbeitete Hein als Hausautor an der Volksbühne Berlin. Der Durchbruch gelang ihm 1982/83 mit seiner Novelle ‚Der fremde Freund / Drachenblut‘.
Hein wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und auch mit seinen vielen Theaterstücken bekannt.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1982: Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR
  • 1983: Deutscher Kritikerpreis
  • 1989: Lessing-Preis der DDR (Ministerium für Kultur)
  • 1990: Erich-Fried-Preis (Wien)
  • 2000: Solothurner Literaturpreis
  • 2002: Brüder-Grimm-Professur
  • 2002: Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur
  • 2004: Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg
  • 2004: Ver.di-Literaturpreis Berlin-Brandenburg
  • 2010: Eichendorff-Literaturpreis
  • 2012: Uwe-Johnson-Preis
  • 2013: Internationaler Stefan-Heym-Preis

Werke (Prosa)

Heins Werke umfassen auch viele Theaterstücke.
Die Witwe eines Maurers. 1980.
Frank, eine Kindheit mit Vätern. Kurzgeschichte. 1980.
Einladung zum Lever Bourgeois. Erzählungen. 1980 (Später – abzüglich einer Erzählung – unter dem Titel Nachtfahrt und früher Morgen veröffentlicht.)

  • Der fremde Freund. Novelle. 1982. (Außerhalb der DDR unter dem Titel Drachenblut veröffentlicht.)
  • Das Wildpferd unterm Kachelofen. Kinderbuch. 1984
  • Horns Ende. Roman. 1985
  • Öffentlich arbeiten. Essays und Gespräche. 1987
  • Der Tangospieler. Erzählung. 1989
  • Als Kind habe ich Stalin gesehen. Essays und Reden. 1990
  • Das Napoleon-Spiel. Roman. 1993
  • Exekution eines Kalbes und andere Erzählungen. Kurzgeschichten. 1994
  • Von allem Anfang an. Autobiografie. 1997
  • Willenbrock. Roman. 2000 (2005 unter dem Titel Willenbrock verfilmt.)
  • Mama ist gegangen. Roman für Kinder. 2003 (thematisiert den Tod seiner Frau Christiane).
  • Landnahme. Roman. 2004
  • In seiner frühen Kindheit ein Garten. Roman. 2005
  • Das goldene Vlies. Erzählung. 2005
  • Frau Paula Trousseau. Roman. 2007
  • Über die Schädlichkeit des Tabaks. Rede an die Abiturienten des Jahrgangs 2009.
  • Weiskerns Nachlass. Roman. 2011
  • Vor der Zeit: Korrekturen. Erzählungen. 2013
  • Glückskind mit Vater. Roman. 2016

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