• Die Literaturcommunity für Lese- und Literaturkreise und anspruchsvolle LeserInnen.

    • die besten Buchtipps
    • Tipps zur Gründung, Buchauswahl und Diskussion
    • Infos zu Literatursendungen, -festivals und Auszeichnungen


Afrikanische Tragödie

0

Persönliche Bewertung:
4/5 (9)

Eignung für Lesekreise:
5/5 (4)


Kaufen mit einem Klick: » Lieblingsbuchhandlung » bei Amazon kaufen » bei Thalia kaufen » bei Borromedien kaufen

Afrikanische Tragödie

Nobelpreis für Literatur 2007

Die schwierigen Verhältnisse zwischen Schwarzen und Weißen in Rhodesien bilden den Hintergrund für die Geschichte einer unglücklichen Ehe mit tödlichem Ausgang.

Die Farmersfrau Mary Turner ist von ihrem schwarzen Hausdiener ermordet worden. Der Fall wird als typisches Verbrechen eines ‚minderwertigen Schwarzen‘ heruntergespielt. Erst im Laufe der Erzählung, die in den dreißiger und vierziger Jahren in Rhodesien spielt, erfährt man, wie es unausweichlich zu diesem Mord kommen musste. Mary ist in sehr ärmlichen Verhältnissen großgeworden. Enge Freundschaften, emotionale Bindungen geht sie nicht ein. Sie merkt nicht, dass sie dazu gar nicht fähig ist. Um nicht zur alten Jungfer zu werden, heiratet sie mit Dreißig den Farmer Richard Turner und geht mit ihm auf seine einsame Farm. Sie stellt fest, dass ihr Mann nie aus seiner finanziellen Misere herauskommen wird. Mary verfällt schließlich zunehmend in Apathie. Eines Tages wird der schwarze Farmarbeiter Moses, dem sie einmal jähzornig mit der Peitsche ins Gesicht geschlagen hat, als Diener ins Haus geholt. Mary hat Angst vor ihm. Sie ahnt, dass er sich für den Peitschenhieb, der ihn zutiefst gekränkt hat, rächen wird.

Mein-Literaturkreis.de Rezension
von Literaturkreismitglied Gerlinde B., Gehrden

Bewertung des Buches: ✮ ✮ ✮ ✮ ✮

Bewertung der Eignung zur Diskussion in Literaturkreisen:✮ ✮ ✮ ✮ ✮

Die Autorin beschreibt das harte Leben auf einer Farm in Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe. Doris Lessing, die dort aufgewachsen ist, schildert in ihrem Erstlingsroman die Stellung der Weißen, ihren Herrschaftsanspruch und ihre Haltung den Schwarzen gegenüber.

Das Buch beginnt mit einem Mord an einer Farmersfrau, deren Leben und ihre Ehe mit einem ungeliebten Mann in einer ihr fremden und feindlichen Umgebung erzählt wird. Die Personen werden in ihrer Komplexität sehr präzise und nachvollziehbar beschrieben. Neben der persönlichen Tragödie des Ehepaares erfährt der Leser sehr viel über die Folgen der Kolonialzeit, die „Tragödie Afrikas“, die bis in unsere Tage fortwirken.
Das Buch war sehr spannend, in einer klaren, fast kühlen Sprache; dennoch empathisch.

Wegen der mehrschichtigen Thematik für Diskussionen in einem Literaturkreis meiner Ansicht nach sehr gut geeignet. Das Leben der Nobelpreisträgerin ist durchaus ebenfalls „Gesprächsstoff“.

Was sollte man über das Buch wissen?

Das Buch ist Doris Lessings Debütroman. Er wurde 1950 veröffentlicht 1950, da war sie 31 Jahre alt

Der Roman spielt in den 1930er und 1940er Jahren in der britischen Kolonie Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe, im südlichen Afrika.

Der Roman wurde in Europa und den USA ein Erfolg. 1981 wurde das Buch unter dem Titel ‚Killing Heat‘ in Schweden verfilmt.

Über Doris Lessing

Doris Lessing wurde 1919 im Iran geboren. Ihre Eltern waren Briten, die dort aus beruflichen Gründen lebten.

1925 zog die Familie nach Südrhodesien, damals eine britische Kolonie. Die Eltern arbeiteten als Farmer, die finanziellen Verhältnisse waren begrenzt.

Früh brach sie die Schule ab und arbeitete erst als Kindermädchen und dann als Sekretärin.

1939 heiratete sie, das Paar bekam zwei Kinder. Bereits vier Jahre später wurde die Ehe geschieden, die Kinder blieben beim Vater. In zweiter Ehe heiratete sie 1945 den deutschen Emigranten Gottfried Lessing, mit dem sie 1947 einen weiteren Sohn bekam, den sie nach der Scheidung 1949 mit nach England nahm und der sein ganzes Leben lang bei ihr blieb.

1950 erschien ihr erster Roman ‚The grass is singing‘, auf Deutsch ‚Afrikanische Tragödie‘. Nach dem Erfolg des Buches veröffentlichte sie weitere. 2007 erhielt sie für ihr literarisches Schaffen den Literaturnobelpreis. 2013 starb sie, im Alter von 94 Jahren.

Diskussionsfragen

  • Im Roman gibt es zahlreiche Gegensätze. Neben schwarz/weiß, arm/reich, auch Stadt/Land. Wie werden im Roman die Unterschiede zwischen dem Stadtleben und dem Leben auf dem Land dargestellt? Wie sieht Marys Tagesablauf in der Stadt verglichen mit dem auf dem Land aus? Sie flieht kurzzeitig zurück in die Stadt. Hätte sie dort ihr ‚altes Leben‘ wieder aufnehmen können? Gegensätze: Fallen dir noch weitere ein, die im Buch eine Rolle spielen?
  • Gleich auf der ersten Seite des Buches erfahren wir von dem Mord an Mary Turner. Die Tat beendet dann auch das Buch. Wie gefiel dir diese Struktur? Hattest du das Gefühl, das es unweigerlich auf den Mord hinauslief? Was waren die Beweggründe des Mörders? Wie würdest du ihn im Gericht bei einem Prozess verteidigen?
  • Obwohl Dick Turner und Charlie Slatter Nachbarn sind, gehen sie ihre Arbeit als Farmer ganz unterschiedlich an. Fallen dir dazu Beispiele ein? Auch bedeutet Erfolg für jeden von ihnen etwas anderes. Wobei sind sie erfolgreich, wobei erfahren sie Misserfolge? Was ist deine Meinung zu Slatter; welche Rolle spielen er und seine Frau im Roman?
  • Wie wurde Mary zu der Person, die sie ist? Welche Rolle spielten dabei ihre Kindheit, die Beziehung zu Vater und Mutter, Ihre beruflichen Tätigkeiten, Freundschaften zu Frauen und Männern, etc.? Wie wäre ihr Leben weiter verlaufen, wenn sie in der Stadt geblieben wäre?
  • Bereits zu Beginn des Romans wird deutlich, dass die Familien auf den umliegenden Farmen Dich und Mary Turner nicht mögen. Was sind die Gründe dafür? Wer trägt daran die ‚Schuld‘? Wäre das Schicksal der beiden ein anderes gewesen, wenn sie sich anders verhalten hätten?
  • Welche Rolle spielen die Natur, die Landschaft und die Jahreszeiten im Buch? Wie werden sie von Dick und Mary empfunden? Gelingt es Doris Lessing sie für uns Leser nachvollziehbar zu beschreiben? Gib dazu gern Beispiele aus dem Buch, wenn du möchtest.
  • Woran lag es, dass die Beziehung zwischen Mary und Dick nicht ‚funktioniert‘ hat? Wie wäre sie zu retten gewesen? Hätte ein Kind ‚geholfen‘ – wenn ja, wem? Wenn Familie eine Art Mikrokosmos einer Gesellschaft darstellt, lässt sich dann eine Parallele zwischen dem Paar und den Problemen der südrhodesischen Gesellschaft ableiten – vor allem vor dem Hintergrund, dass die Autorin selbst dort aufgewachsen ist und dort lange gelebt hat?
  • Zum Ende des Romans (bei meiner Taschenbuchausgabe auf Seite 216) taucht der junge Engländer Tony Marston auf. Was ist seine Rolle im Buch – auch in Beziehung zu den anderen Personen wie Charlie, Dick, Mary und Moses?
  • Wie hast du die Beschreibung der Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen im Buch empfunden? Der Roman erschien 1950. Glaubst du, es wäre heute anders? Worin unterscheidet sich Moses von den anderen Schwarzen und warum ist dies so? Was für eine Art von Beziehung besteht zwischen Mary und Moses? Was sehen die beiden im jeweils anderen?
  • Was hast du über die Lebensumstände von Frauen in der damaligen Zeit und in dem afrikanischen Land erfahren? Glaubst du, es wäre heute anders?
  • Doris Lessings Roman lädt zu Vergleichen mit den Werken anderer afrikanischer Autor*innen bzw. Autor*innen, die über Afrika schreiben, ein. Fallen dir dazu welche ein? Wo siehst du Parallelen, wo Unterschiede? Welche würdest du weiter empfehlen?
  1. Mein Kommentar ist eine Frage: In welcher Zeit spielt der Roman „Afrikanische Tragödie“ von Doris Lessing? Danke für die Hilfe.

    10. Oktober 2019 | 20:57 | W.K.

Einen Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder weitergegeben. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie können diese HTML-Tags und -Attribute verwenden <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*
*

  • ONLINE DISKUTIEREN:

    UNSER FACEBOOK-LESECLUB

    Ab 1. JUNI: +++ DSCHINNS VON FATMA AYDEMIR +++

    Alle zwei Monate ein neues Buch diskutieren.

    >> Weitere Informationen

    >> Zur Anmeldung

  • Neuentdeckung: Das ist Alise von Jon Fosse

    Unsere Neuentdeckung:

    Das ist Alise von Jon Fosse

    Seit Jon Fosse 2023 den Literaturnobelpreis verliehen bekam, steht er bei Lesenden und Medien im Fokus. Der 1959 geborene Norweger war bisher, trotz zahlreicher Romane, vor allem als Dramatiker bekannt. Sein literarisches Werk zeichnet sich durch einen ungewöhnlichen Sprachstil sowie die Beschäftigung mit großen menschlichen Themen aus.

    Zum Einstieg in Fosses Werk bietet sich seine 2003 veröffentlichte Novelle an. Auf nur 120 Seiten finden sich dort der Stil und die existentiellen Fragen des Menschseins, für die Fosse bekannt ist.

    Wir stellen den Roman und den Autor vor, inklusive passender Diskussionsfragen.

    » zum Buch

  • Besonderer Buchtipp: Apeirogon von Colum McCann

    Besonderer Buchtipp:

    Apeirogon von Colum McCann

    Rami und Bassam sind Freunde und wohnen im selben Land nah beieinander. Und doch leben sie in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Denn das Land ist Israel und Rami ist Jude, Bassam Palästinenser. Was sie verbindet, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann – beide haben ein Kind bei einer Gewalttat verloren.

    Dennoch fordern sie keine Rache, sondern halten gemeinsam Vorträge darüber, dass nur Kommunikation und ein Verständnis für den anderen zu einem Frieden im Nahen Osten führen können.

    Das Buch erschien bereits 2020 und ist doch aktueller denn je.

    Wir stellen den Roman und den Autor ausführlich vor. Zusätzlich gibt es passende Diskussionsfragen für eine Besprechung im Lesekreis.

    » zum Buch

  • Unser Thema des Monats: Das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Unser Thema des Monats:

    22 Bahnen von Caroline Wahl ist Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen ihr Lieblingsbuch.

    Die Nominierten für 2023 waren:

    Elena Fischer: „Paradise Garden“
    Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“
    Rónán Hession: „Leonard und Paul“
    Jarka Kubsova: „Marschlande“
    *Caroline Wahl: „22 Bahnen“ (Lieblingsbuch)

    Wir haben alle bisherigen Gewinner und die 5 Romane der Shortlist zusammengestellt – insgesamt 45 Buchtipps! Und zu vielen davon gibt es bereits Diskussionsfragen.

    »zu den Buchtipps

  • Umfrage

    FÜR LESEKREISMITGLIEDER: Wie viele Bücher lesen Sie persönlich im Jahr? (inklusive der Bücher, die Sie für Ihren Lesekreis lesen)

    » Ergebnisse anzeigen