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Der Richter und sein Henker

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Persönliche Bewertung:
4/5 (12)

Eignung für Lesekreise:
5/5 (6)


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Der Richter und sein Henker

Diese Ausgabe enthält gleich zwei Kriminalromane um Kommissär Bärlach:

Der Richter und sein Henker: Inspektor Bärlach ist todkrank, und es bleibt ihm nicht viel Zeit, den Verbrecher Gastmann zu überführen. Da bietet ihm ein Mord (den nicht Gastmann begangen hat) eine Möglichkeit…

Der Verdacht: Inspektor Bärlach liegt im Krankenhaus und sieht in einer Illustrierten das Bild des berüchtigten KZ-Arztes Nehle. Bärlach hat den Verdacht, daß Nehle mit dem Vorsteher einer Zürcher Privatklinik identisch sei…

»Die Hauptthematik von ›Der Richter und sein Henker‹ findet man unter anderem bei Dashiell Hammett, Rex Stout, Raymond Chandler und Georges Simenon. Grundthema: der Kampf zweier Parteien, deren eine ein einzelner Detektiv ist.«

Leseprobe ‚Der Richter und sein Henker‘ von Dürrenmatt

Weitere Informationen zum Buch

  • Als Dürrenmatt den Kriminalroman begann, war er in prekären finanziellen Verhältnissen. Er fand einen Verleger, der bereit war, ihm auf die Idee einen Vorschuss zu zahlen. Zunächst erschien der Text zwischen Dezember 1950 und März 1951 als Fortsetzungsroman in der Wochenzeitschrift ‚Der Schweizerische Beobachter‘.
  • Das danach folgende Buch war Dürrenmatts erster Kriminalroman und (mit einer weltweiten Gesamtauflage von über 5 Millionen) sein erster literarischer Erfolg.
  • Die Redaktion der Wochenzeitschrift bat Dürrenmatt nach dem Erfolg des Buches um eine Fortsetzung. Diese entstand ein Jahr später unter dem Titel ‚Der Verdacht‘.
  • Der Roman wurde zweimal verfilmt. In der zweiten Filmfassung, 1975, unter der Regie von Maximilian Schell, spielt der Autor selbst die Rolle des namenlosen Schriftstellers. 2008 entstand durch Franz Hummel (Musik) und Sandra Hummel (Libretto) eine Oper, die am Theater Erfurt uraufgeführt wurde.
  • Damals galt das Genre der Kriminalliteratur als trivial. Später wird sich Dürrenmatt dazu wie folgt äußern: „Wie besteht der Künstler in einer Welt der Bildung, der Alphabeten? Eine Frage, die mich bedrückt, auf die ich noch keine Antwort weiß. Vielleicht am besten, indem er Kriminalromane schreibt, Kunst da tut, wo sie niemand vermutet. Die Literatur muß so leicht werden, daß sie auf der Waage der heutigen Literaturkritik nichts mehr wiegt: Nur so wird sie wieder gewichtig.“ (Aus seinem Essay ‚Theaterprobleme‘)

Diskussionsfragen

  • Warum hat Tschanz seinen Kollegen Schmied ermordet? Was erfährt man bei der Lektüre über die beiden Kollegen?
  • „Der Schriftsteller lachte. Er sei eben auch eine Art Polizist, sagte er, aber ohne Macht, ohne Staat, ohne Gesetz und ohne Gefängnis hinter sich. Es sei auch sein Beruf den Menschen auf die Finger zu sehen.“
    Dürrenmatt widmet dem Schriftsteller ein Kapitel. Welche Rolle spielt dieser im Roman? Hat sich Dürrenmatt mit der Figur ein ‚Alter Ego‘ geschaffen?
  • Laut Reclams Krimi-Lexikon verkörpert Kommissar Bärlach „den Typus des Antidetektiv.“
    Sind Sie der gleichen Meinung? Falls ja, welche seiner Eigenschaften oder Handlungen machen Bärlach dazu? Vergleichen Sie ihn mit anderen (literarischen) Ermittlern, die Sie kennen. Gibt es dabei Unterschiede zwischen Klassikern wie beispielsweise Sherlock Holmes, Hercule Poirot, Miss Marple, und modernen Figuren wie beispielsweise den Kommissaren in den Tatort-Filmen oder Personen aus den beliebten Skandinavischen Krimireihen wie Wallander.
  • Das Motiv für das Handeln des Kommissars ist eine Wette, die er und Gastmann 40 Jahre zuvor in der Türkei geschlossen hatten. Wie hat diese Wette das Leben der beiden Kontrahenten geprägt? Rechtfertigen die damaligen Geschehnisse die Handlungen in der Gegenwart?
  • In vielen Romanen von Dürrenmatt spielen Gerechtigkeit und Moral eine wichtige Rolle. Wer ist in diesem Roman gut, wer böse, wer hat welche Schuld auf sich geladen?
  • Wie bewerten Sie das Ende des Romans? Hat Bärlach die Wette gewonnen und die Gerechtigkeit hat gesiegt?
  • Frauen spielen im Buch kaum eine Rolle und erscheinen in Nebenrollen wie Schmieds Zimmerwirtin oder Anna, seine Freundin. Lag diese ‚männliche Dominanz‘ an der Zeit, zu der das Buch geschrieben wurde oder seinem Inhalt? Welche Rollen spielen Frauen in anderen Werken von Dürrenmatt, welche in seinem Leben? Informieren Sie sich dazu über die Ehefrauen des Autors, Lotti Geissler sowie Charlotte Kerr.
  • Der Roman enthält einige skurrile, teilweise ins Groteske gleitende, Szenen (u.a. der Transport des toten Polizisten auf dem Beifahrersitz, Bärlachs Vorbereitung auf den Angriff des Hundes, Schmieds Beerdigung, die Fressorgie am Ende der Geschichte)
    Passen diese Ereignisse in den Roman? Was will der Schriftsteller damit ausdrücken?
  • Der Roman wurde bereits 1950 veröffentlicht und spielt in der Schweiz, ganz in der Nähe von Dürrenmatts damaligen Wohnort. Wie stellt Dürrenmatt im Buch sein Heimatland und dessen Bewohner dar? Welche historischen oder ortsbezogenen Elemente verwendet der Autor im Buch? Bei ‚Justiz‘, einem späteren Roman, kam es zu einer juristischen Auseinandersetzung, weil eine deutsche Zeitschrift vor Abdruck die Helvetismen im Text entfernen wollte. Sind Ihnen in ‚Der Richter und sein Henker‘ diese ‚schweizerischen Spracheigentümlichkeiten‘ aufgefallen? Fühlten Sie sich dadurch beim Lesen irritiert?
  • Dürrenmatt hat gutes Essen und vor allem einen besonderen Wein immer geschätzt – trotz seiner Diabetes. Häufig greift er auch in seinen Werken das Motiv des Essens und Trinkens auf. Finden Sie dazu auch in diesem Roman Beispiele?
    Manche Lesekreise passen bei ihren Treffen einen Snack oder ein Gericht, die Getränke, manchmal auch die Tischdekoration dem Buch an. Haben Sie für die Diskussion von diesem Buch dafür Ideen?
  • Im Literarischen Quartett wurde 1991 diskutiert, ob Dürrenmatts Kriminalromane wirklich richtige Krimis sind. Ist Ihrer Meinung nach ‚Der Richter und sein Henker‘ ein typischer Kriminalroman? Was macht einen (typischen) Kriminalroman aus?
  • Welche anderen Kriminalromane von Dürrenmatt haben Sie gelesen? (bspw. ‚Das Versprechen‘, ‚Der Verdacht‘, ‚Justiz‘ oder ‚Der Pensionierte‘) Welches sind Gemeinsamkeiten, welches Unterschiede zu ‚Der Richter und sein Henker‘? Welcher der Krimis hat Ihnen am besten gefallen und warum?
  • Betrachtet man heute den Erfolg von Regionalkrimis, Thrillern aus Skandinavien oder die Quoten des Fernsehkrimis Tatort, scheinen Spannungsstoffe im Trend zu liegen. Andererseits sind Kriminalromane eine selten gewählte Lektüre in Lesekreisen. Können Sie sich diese Diskrepanz erklären? Wie ist dies in Ihrer Gruppe?

Dürrenmatt über seinen Roman ‚Der Richter und sein Henker‘

»So bin ich denn ein abgedankter Dramatiker. Ich schreibe an einem Kriminalroman, und es macht mir Spaß. Ich ziehe mich in Gebiete zurück, wo niemand Literatur vermutet, und mache sie dort.« Brief von Dürrenmatt an Max Frisch

Über Friedrich Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel.

Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ›Der Richter und sein Henker‹, ›Der Verdacht‹, ›Die Panne‹ und ›Das Versprechen‹, weltberühmt mit den Komödien ›Der Besuch der alten Dame‹ und ›Die Physiker‹.

Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ›Stoffen‹, worin er Autobiographisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.

Wir haben zu Friedrich Dürrenmatt eine ausführliche Autorenseite zusammengestellt mit vielen Informationen zu seinem Leben und Büchern: » zur Dürrenmatt Autorenseite

Verfilmung

‚Der Richter und sein Henker‘ wurde 1975 unter der Regie Maximilian Schell verfilmt; er schrieb auch – zusammen mit Dürrenmatt – das Drehbuch.

Die Hauptrollen übernahmen Jon Voight als Walter Tschanz, Martin Ritt (Hans Bärlach) und Robert Shaw als Richard Gastmann. Die gegenüber dem Buch stark ausgebaute Rolle von Schmieds Verlobter Anna spielte Jacquelline Bisset. In weiteren kleineren Rollen agierten Helmut Qualtinger sowie Donald Sutherland als Leiche des ermordeten Schmied. Dürrenmatt hatte einen kurzen Auftritt als Schriftsteller Friedrich.

Der Film wurde für den internationalen Markt in Englisch gedreht und erst später deutsch synchronisiert. Er erhielt den Deutschen Filmpreis in Silber.

Bereits 1957 produzierte SDR und DRS nach dem Roman unter der Regie von Franz Peter Wirth einen Fernsehfilm, an dessen Drehbuch Dürrenmatt ebenfalls mitwirkte. Auch weitere Länder (Frankreich, Italien und Großbritannien) setzte den Stoff filmisch um.

  • Neuentdeckung: Der Platz von Annie Ernaux

    Entdeckung des Monats:

    Der Platz von Annie Ernaux

    Detailliert widmet sich Ernaux in diesem, nur 100 Seiten kurzen, Buch dem Leben ihres Vaters und damit auch ihrer Familie.

    Es ist das erste rein autobiografische Werk von Ernaux, die 2022 den Literaturnobelpreis erhielt. Dadurch eignet es sich gut als Einstieg in ihr Werk.

    Wir stellen den Roman und die Autorin ausführlich vor und haben Diskussionsfragen für Lesekreise zusammengestellt.

    » zum Buch

  • Besonderer Buchtipp: Eine moderne Familie von Helga Flatland

    Besonderer Buchtipp:

    Eine moderne Familie von Helga Flatland

    Eine ganz normale norwegische Familie: Mutter, Vater und die drei erwachsenen Kinder Liv, Ellen und Håkon. Man trifft sich, feiert und verbringt gemeinsam Zeit in der Familien-Hütte in den Bergen.

    Und dann das: Am siebzigsten Geburtstag von Papa verkünden die Eltern, dass sie sich scheiden lassen wollen. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war und die Familienidylle bricht zusammen. Auch das Leben der Kinder gerät in aus den Fugen. Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der Kinder, wodurch interessante Perspektiven entstehen.

    Wir stellen den Roman und die Autorin ausführlich vor. Zusätzlich gibt es passende Diskussionsfragen für eine Besprechung im Lesekreis.

    » zum Buch

  • Aktuelle Literaturverfilmungen

    Literaturverfilmungen – Vorschau:

    Oppenheimer (seit 20. Juli 2023)

    Jeder schreibt für sich allein (seit 24. August 2023)

    Das Zen-Tagebuch (ab 31. August 2023)

    Die Mittagsfrau (ab 28. September 2023)

    » Mehr Infos und Film-Trailer

  • Unser Thema des Monats: Das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Unser Thema des Monats:

    Das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen ihr Lieblingsbuch. Dafür nominieren die Buchhändler*innen ihren Lieblingsroman aus dem laufenden Jahr und stimmen dann ab, welcher ihr Lieblingstitel ist.

    Wir haben alle bisherigen Gewinner und die 5 Romane der Shortlist zusammengestellt – insgesamt 40 Buchtipps! Und zu vielen davon gibt es Diskussionsfragen.

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