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Paar-Literaturkreis Wuppertal

Hat Ihr Literaturkreis einen Namen oder ein sich durch alle Treffen durchziehendes Thema?

Nein, das erschien uns nicht erforderlich- wir haben uns darüber eigentlich nie Gedanken gemacht.

Wie lange gibt es Ihre Gruppe schon?

Unser Literaturkreis wurde 2003 in Wuppertal von fünf Paaren gegründet mit dem Ziel, endlich mal zeitgleich ein Buch zu lesen und sich darüber auszutauschen.

Wie viele Mitglieder haben Sie? Wie viele Männer, wie viele Frauen? Wie alt sind Ihre Mitglieder?

Die personelle Zusammensetzung hat natürlich gewechselt, aber ein Kernbestand von 8 Personen ist seit 15 Jahren dabei: Aktuell sind wir vier Paare und drei Damen im Alter zwischen 45 und Mitte / Ende 50.

Wie oft treffen Sie sich? Wo?

Wir treffen uns an jedem ersten Donnerstag im Monat von 20 – 22.00 Uhr zu einem Buch (sehr selten ein sehr umfangreiches Buch über zwei Termine) und immer privat reihum.

Gibt es Speisen oder Getränke auf Ihren Treffen? Wenn ja, was essen Sie (Snacks, warm/kalt, mehrere Gänge)? Wer bereitet das Essen vor?

Der jeweilige Gastgeber bereitet fingerfood und Getränke vor.

Wer leitet die Diskussion? Werden Informationen über den Autor/die Autorin oder das Buch vorbereitet? Wenn ja, von wem?

Mit Frau Dr. Jutta Höfel haben wir eine frankophile Kunsthistorikerin und Philosophin als Leitung gewinnen können. Sie ist selber auch als Autorin tätig und hat ein sehr gut funktionierendes Konzept entwickelt, das sich im Wuppertaler Raum als echte „Marke“ etabliert hat. Sie leitet viele sehr unterschiedliche Kreise und stellt sich auf die jeweiligen Interessen gut ein. Sie ist immer und zu allen Autoren und Büchern textgenau vorbereitet und liefert Hintergrund- und Vertiefungsinformationen, jedoch nie als Vortrag, sondern immer im Gespräch.

Welche Arten von Büchern lesen Sie?

Da wir anfänglich vor allem Klassiker lesen und verstehen wollten, haben wir damit angefangen. Wir nehmen uns auch Themenkreise, Epochen oder Kontinente vor. Über die Jahre hat sich die Liste der Bücher, die wir „immer schon einmal“ lesen wollten, eigentlich nur verlängert. Eher selten lesen wir ein aktuelles Buch. Anlass ist dann z.B. die Wuppertaler Literatur-Biennale.

Wie wählen Sie Ihre Bücher aus? Wird bei jedem Treffen ein neues Buch ausgesucht oder bestimmen Sie die Bücher für mehrere Treffen?

Wenn Jutta uns nicht bremst, diskutieren wir zwei Stunden über neue Vorschläge. Die Einigung auf das nächste Buch ist manchmal langwierig, aber immer spannend. Es hat sich bewährt, für die kommenden drei oder vier Termine je ein Buch festzulegen. Dann ergibt sich oft auch inhaltlich ein Zusammenhang. Zum Beispiel lesen wir momentan Dystopien: „Fahrenheit 451“, „1984“, „Schöne neue Welt“ und „Gullivers Reisen“ Davor gab es „innerer Monolog“, und französische Klassiker. Wir haben auch schon Schullektüren unserer Kinder besprochen – diese kamen dann mit zu den Treffen („Krabat“, „Hiob“, „Faust“, „Schöne neue Welt“)

Gibt es Bücher, die Sie aufgrund der Diskussion in Ihrer Gruppe anderen Literaturkreisen empfehlen wollen?

In 15 Jahren sammelt sich einiges an – eines unserer Mitglieder hat ein eigenes Literaturkreis-Regal. Es hat sich m.E. erwiesen, dass die sogenannten Klassiker ihr Attribut meistens zurecht tragen. Zu den Nobelpreisträgern gab es sehr unterschiedliche Meinungen.

Aktuelle Autoren: Bernhard Schlink („Der Vorleser“), Zafón („Der Schatten des Windes“), Uwe Timm („Im Schatten meines Bruders“), Azar Nafisi („Lolita lesen in Teheran“), Marten t’Haart („ Das Wüten der ganzen Welt ) Terezia Mora („Alle Tage“), Julian Barnes („Das Ende einer Geschichte“), Matthias Nawrath („ Die vielen Tode unseres Opa Jurek“), Joachim Meyerhoff („Wann wird es endlich wieder so…“ ), Irvin Yalom („Und Nietzsche weinte“), Michel Houllebecq („Unterwerfung“), Milan Kundera („Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“), Philipp Roth („Der menschliche Makel“, „Verschwörung gegen Amerika“), Eugen Ruge („In Zeiten abnehmenden Lichts“)

Klassiker: Sandor Marai („ Die Glut“), Melville („Moby Dick“) ,Dickens („Große Erwartungen“), Joseph Roth („Radetzkymarsch“ und „Hiob“), Kleist („Michael Kohlhaas“), Tolstoi („Kreuzersonate“), Balzac („ Vater Goriot“), Victor Hugo („Der Glöckner von Notre Dame“), Flaubert („Madame Bovary“), Maupassant („Mademoiselle Fifi“ Kurzgeschichten), Zola („Germinal“ ), Proust („Recherche 1“), Remarque (Im Westen nichts Neues“), Ingeborg Bachmann („Das Buch Franza“), Huysman („À rebours“), Virginia Woolf („ Orlando“, „Mrs. Dalloway“)

Nobelpreisträger: Modiano („Das Cafe der verlorenen Jugend“), Pearl S. Buck („die gute Erde“), Herta Müller („Herztier“), Gerhard Hauptmann („Der Biberpelz“), Knut Hamsun („Pan“), Thomas Mann („Zauberberg“), Hermann Hesse („Siddharta“), Hemingway („Der alte Mann und das Meer“), Albert Camus („Die Pest“), John Steinbeck („Die Straße der Ölsardinen“), Alexander Solschenizyn („Ein Tag im Leben des Ivan Denissowitsch“), Elias Canetti („Die Stimmen von Marrakesch“), Wole Soyinka („Ake-Jahre der Kindheit“), Najib Mahfus („Die Kinder unseres Viertels“), Toni Morrison („Menschenkind“), José Saramago („Die Stadt der Blinden“), Orhan Pamuk („Schnee“), Doris Lessing („Afrikanische Tragödie“), Alice Munroe

Welche Flops in der Buchauswahl hatten Sie schon?

Das ist sehr individuell – meistens „gewinnt“ auch ein Buch, das einem beim Lesen nicht gefallen hat, in der Diskussion. Zu Juttas Leidwesen mögen wir keine Gedichte, dabei böte sich das doch für den „Schnellschuss-Kurs“ an…

Wie erhalten Sie Ihren Spaß?

  • Da wir sowieso befreundet sind, macht es immer Spaß. Ein Teilnehmer sagte erst neulich, dass es so nett ist, einen regelmäßigen Anlass zu haben, sich zu treffen. Für besonders intelligente Anmerkungen gab es früher einen Mini-Dickmann – inzwischen reicht die Anspielung hierauf 😉
  • In der Regel treffen wir uns einmal im Jahr ohne Buch (Weihnachtsfeier im Januar)
  • Wir haben in der Gruppe auch beruflich sehr eingespannte Pendler, die gerne auf die immer häufiger verfügbaren ungekürzten Hörbuch- Lesungen zurückgreifen. Die „Hörer“ sind manchmal sogar schneller mit dem jeweiligen Buch fertig als die „Leser“.

Welche Tipps können Sie anderen Literaturkreisen geben?

  • Ich meine, dass ein wesentlicher Faktor die professionelle Leitung ist. Wir sind alle nicht vom Fach und daher dankbar für fundierte Vorschläge, die einem inneren Zusammenhang (und nicht der Bestseller-Liste oder der Buchpreis-Nominierung) folgen, so dass man auch mal vergleichen und den Horizont erweitern kann. Zum Beispiel wurden wir oft gewarnt vor Elfriede Jelinek – hier hat uns Frau Dr. Höfel auf eine ihrer Kurzgeschichte verwiesen, die wirklich – und für alle Teilnehmer überraschend – sehr lesenswert war!
  • Oft haben wir nach einer Buchbesprechung gesagt: Das hätten wir alleine nicht „geschafft“!
  • Auch die Regelmäßigkeit der Treffen trägt m.E. viel zur Kontinuität bei. Wir haben einen Mitgliedsbeitrag, der sich an der Anzahl der Teilnehmer orientiert und auch zu zahlen ist, wenn man an einem Termin verhindert ist – das „diszipliniert“.

Haben Sie nette Anekdoten, die Sie mit anderen Literaturkreisen teilen möchten?

Neulich hat Jutta auf unseren ambitionierten Wunsch, „Ulysses“ von James Joyce zu lesen, einige Passagen und Kapitel vorgeschlagen, die dann für das kommende Treffen vorbereitet wurden – mit unterschiedlichem Erfolg. An diesem Abend hat Jutta dann erzählt, dass sie gerade mit einem anderen Kurs über 9 Monate (!) hinweg den Roman akribisch durchgelesen und -gearbeitet hatte. Da waren wir schwer beeindruckt und haben sie einmal mehr bedauert, mit uns, dem „Dünnbrett-Kurs“ durch die Literaturgeschichte zu rasen 😉

Gibt es noch etwas Besonderes oder Interessantes über Ihre Gruppe, das Sie gerne erzählen möchten?

Ein Blick auf diese Webseite zeigt, dass jeder Kurs etwas Besonderes hat, weshalb ja alle sehr langlebig sind – und hoffentlich bleiben!!

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Die besten Buchempfehlungen und Buchtipps dieses Lesekreises und der anderen Literaturkreise des Monats haben wir für Sie zusammengestellt. » zu den Buchempfehlungen und Buchtipps

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  • Neuentdeckung: Das ist Alise von Jon Fosse

    Unsere Neuentdeckung:

    Das ist Alise von Jon Fosse

    Seit Jon Fosse 2023 den Literaturnobelpreis verliehen bekam, steht er bei Lesenden und Medien im Fokus. Der 1959 geborene Norweger war bisher, trotz zahlreicher Romane, vor allem als Dramatiker bekannt. Sein literarisches Werk zeichnet sich durch einen ungewöhnlichen Sprachstil sowie die Beschäftigung mit großen menschlichen Themen aus.

    Zum Einstieg in Fosses Werk bietet sich seine 2003 veröffentlichte Novelle an. Auf nur 120 Seiten finden sich dort der Stil und die existentiellen Fragen des Menschseins, für die Fosse bekannt ist.

    Wir stellen den Roman und den Autor vor, inklusive passender Diskussionsfragen.

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  • Besonderer Buchtipp: Apeirogon von Colum McCann

    Besonderer Buchtipp:

    Apeirogon von Colum McCann

    Rami und Bassam sind Freunde und wohnen im selben Land nah beieinander. Und doch leben sie in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Denn das Land ist Israel und Rami ist Jude, Bassam Palästinenser. Was sie verbindet, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann – beide haben ein Kind bei einer Gewalttat verloren.

    Dennoch fordern sie keine Rache, sondern halten gemeinsam Vorträge darüber, dass nur Kommunikation und ein Verständnis für den anderen zu einem Frieden im Nahen Osten führen können.

    Das Buch erschien bereits 2020 und ist doch aktueller denn je.

    Wir stellen den Roman und den Autor ausführlich vor. Zusätzlich gibt es passende Diskussionsfragen für eine Besprechung im Lesekreis.

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  • Unser Thema des Monats: Das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Unser Thema des Monats:

    22 Bahnen von Caroline Wahl ist Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen ihr Lieblingsbuch.

    Die Nominierten für 2023 waren:

    Elena Fischer: „Paradise Garden“
    Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“
    Rónán Hession: „Leonard und Paul“
    Jarka Kubsova: „Marschlande“
    *Caroline Wahl: „22 Bahnen“ (Lieblingsbuch)

    Wir haben alle bisherigen Gewinner und die 5 Romane der Shortlist zusammengestellt – insgesamt 45 Buchtipps! Und zu vielen davon gibt es bereits Diskussionsfragen.

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