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Marie Sand

Copyright: Janine Guldener

Marie Sand lebt in Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte, arbeitete in Zeitungsverlagen und war 16 Jahre in einer politischen Institution im Medienbereich sowie im Referat für internationale Beziehungen tätig. Sie engagierte sich für die Verwirklichung der Menschenrechte in Südasien. Seit 2009 berät sie als Freiberuflerin Autoren zu den Bereichen Buchkonzept und Schreiben von Unternehmens- und Sachbüchern. Ihre Leidenschaft aber ist die Spurensuche nach außergewöhnlichen Heldinnen in der Literatur – und in der Zeitgeschichte.

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Werke

Marie Sand hat bisher zwei Romane geschrieben:

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Weitere Informationen zum Roman ‚Wie ein Stern in mondloser Nacht‘

Sie möchten den Roman in Ihrem Lesekreis diskutieren? In Kürze erscheinen unsere Diskussionsfragen zum Roman.

Fragen an Marie Sand zu dem Roman ‚Wie ein Stern in mondloser Nacht‘

‚Wie ein Stern in mondloser Nacht‘ ist Ihr zweiter Roman nach ‚Ein Kind namens Hoffnung‘. Beide tragen den Untertitel ‚Die Geschichte einer heimlichen Heldin‘.
Wer ist für Sie eine ‚heimliche Heldin‘ und was fasziniert Sie an diesen Frauen?

Heimliche Heldinnen handeln genau dort, wo andere aufschreien, wegsehen, schweigen. Sie leisten in einer unprätentiösen Weise Großartiges. Ohne Applaus und ohne Medaillen an der Brust ziehen sie ihr Ding durch, der Rheinländer würde sagen: Sie tun das ohne Gedöns.

Für meine Heldin Henni Bartholdy in „Wie ein Stern in mondloser Nacht“ ist es unfassbar, dass Babys in dem reicher und reicher werdenden Deutschland in Mülltonnen, in Parks landen, dass sie erbärmlich sterben. Es muss, so denkt sie, eine Möglichkeit jenseits von Abtreibung und Adoption geben! Und damit wird die Idee ihrer Apfelsinenkiste geboren. Kein Widerstand hält sie auf. Keine Drohung schüchtert sie ein. Stattdessen fügt sie dem Zeitgeist eine helle Farbe hinzu, nämlich die Nuancen aus Mut und Eigensinn.

Die Hauptfigur im Roman ist eine junge Frau, die über einen persönlichen Schicksalsschlag zur Hebamme wird und die Babyklappe in Berlin initiiert.
Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem ungewöhnlichen Thema?

Am Seitentrakt des Krankenhauses Waldfriede in Berlin steht ein Schild mit der Aufschrift „Babywiege“. Ich bin diesem Schild gefolgt, den Weg entlang in den Garten durch die hohe Thujahecke gegegangen und stand plötzlich vor diesem kleinen Metallkasten in der Fassade. Da habe ich die Augen geschlossen, mir Bilder vorgestellt von verzweifelten Mütter, von höchster Not. Ich habe begonnen zu recherchieren und erfahren, dass diese Babyklappe die erste an einem Krankenhaus war, dass sie erst im Jahr 2000 offiziell eröffnet wurde und bis heute zwar straffrei, aber nicht legal ist. Das hat mich nicht mehr losgelassen, das war der Anfang meiner Idee zu diesem Buch.

Der Roman spielt hauptsächlich in der Nachkriegszeit und die Jahre danach – eine Zeit, die Sie persönlich nicht erlebt haben.
Wie finden Sie die vielen detaillierten Information über das Leben in der damaligen Zeit, die für einen guten Roman wichtig sind?

Die Recherche dauerte rückblickend mindestens so lange wie das Plotten und Schreiben des Romans. Ich habe über den damaligen Zeitgeist gelesen, mit Zeitzeugen gesprochen, habe Seelsorger, Hebammen, Anwälte befragt und auch Adopotiveltern. Es war eine ergreifende Recherche. All diese Steinchen aus Sätzen, Gedanken, aus diesen Gesprächen finden sich in meinem Buch wieder.

Ihre Romane fokussieren sich auf historische Themen.
Warum schreiben Sie über die Vergangenheit? Könnten Sie sich auch ein Buch über eine heimliche Heldin aus unserer Zeit vorstellen?

Ja, das ist richtig, auch im Hier und Jetzt zeigen heimliche Heldinnen täglich Mut und Warmherzigkeit und stehen in einer leisen, rebellischen Art für ihre Werte ein. Sie verfügen über einen inneren Kompass, lassen sich nicht vom Weg zerren.

Mein erster Roman „Ein Kind namens Hoffnung“ beginnt in den 1940er-Jahren, mein zweiter spielt in den 1950er-Jahren. Die dritte Geschichte, an der ich aktuell schreibe, findet in den 1970er Jahren statt. Ich gehe also der Gegenwart entgegen …

Gibt es nach dem Erfolg Ihrer beiden Romane auch eine Idee für ein weiteres Buch? Falls ja, würden Sie verraten, von was es handelt?

Da schweige ich bis zum Schlusspunkt. Nur so viel will ich verraten: Es geht um versteckte Schönheit.

Das Interview führte Kerstin Hämke.

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Weitere Informationen zum Roman ‚Ein Kind namens Hoffnung‘

Sie möchten den Roman in Ihrem Lesekreis diskutieren? Dazu haben wir passende Diskussionsfragen zusammengestellt.

Eine Leseprobe, eine Hörprobe sowie zusätzliche Informationen finden Sie hier.

Fragen an Marie Sand zu ihrem Romandebüt ‚Ein Kind namens Hoffnung‘

‚Ein Kind namens Hoffnung‘ ist Ihr Debütroman. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Roman zu schreiben? Wie haben Sie den Verlag gefunden?

Seit vielen Jahren konzipiere ich Sachbücher und Unternehmensbücher. Man könnte sagen: Bücher sind das, womit ich meine Brötchen verdiene. Da ist es naheliegend, sich an die Königsdisziplin des Schreibens, den Roman, heranzuwagen. Ich glaube, dass viele Menschen die Idee einer Geschichte in sich tragen und diese gerne erzählen würden. Vermutlich sind mangelnder Mut und Knappheit an Zeit die größten Hindernisse, das auch zu tun.

Den Verlag habe ich ganz klassisch gefunden: ein Exposé und eine Leseprobe geschrieben, einen Agenten gesucht und gefunden (Roman Hocke) und dann das Verlagsgespräch mit Droemer geführt.

Gibt es eine Person im Roman, über die zu schreiben Ihnen besonders schwergefallen ist?

Nein, gibt es nicht. Natürlich ist Helene Bechstein eine höchst zweifelhafte, hinterhältige Person. Niemand will den Kontakt mit solch einer Frau! Auch Nazi-Horst ist ein Lump. Aber als Autorin brauche ich die Antagonisten. An ihnen wächst die Hauptfigur. Der Antagonist löst eine Entwicklung aus. Und selbst wenn es mir schwerfällt, mich mit diesen Figuren auseinanderzusetzen, so habe ich auch für sie ein vollständiges Psychogramm gezeichnet.

Allerdings gibt es in meinem Roman einen weitaus größeren Antagonisten als die Figuren, die ich gezeichnet habe: Es ist der Zeitgeist, der damals herrschte.

„Alle Personen und Handlungen sind an die Realität angelehnt…“, schreiben Sie im Buch. War es schwierig Informationen zu der damaligen Zeit und den Personen zu finden? Welche Quellen haben Sie beispielsweise genutzt?

Mein Roman handelt davon, dass eine deutsche Köchin einen jüdischen Jungen rettet. In der menschenverachtenden Zeit der Nazidiktatur gab es diese leisen Heldinnen wie Elly Berger, die auf ihre Weise widerständig waren. Sie arbeiteten als Haushälterinnen, Kindermädchen, Köchinnen in jüdischen Familien. Wenn wir bedenken, wie viel Mut und Treue, wie viel Menschenliebe in diesen Frauen steckte, um Kinder vor der Verschleppung zu retten, dann hat mich das aufs Tiefste berührt.

Die heimlichen Heldinnen von damals leben nicht mehr. Wir kennen ihre Geschichten von den Töchtern und den Enkelinnen, und wir sollten solche Geschichten weitertragen, sie niemals vergessen. Weil sie eine Botschaft erzählen, die relevant bleibt.

Ich habe Interviews geführt, habe in Tagebüchern gelesen, habe Fotos und Briefe gesehen, habe von dem Dank der so Geretteten auf der Website der Gedenkstätte in Israel gelesen. Es ist ein Prisma an Recherchen entstanden, das letztendlich zum Buch geworden ist.

Ihre Romanheldin Elly Berger lebt in Berlin und kehrt nach der Flucht dorthin zurück, obwohl die Stadt zerstört ist …

Nun, Elly kehrt nach Berlin zurück, um ihr Versprechen zu erfüllen: den Eltern das Kind wohlbehalten zurückzugeben. Berlin war für Elly einst eine Verheißung, nun ist es eine Trümmerstadt. Es ist ein Schockmoment, wenn sie aus dem Lehrter Bahnhof tritt. Hat sie vor ihrer Rückkehr von der Verwüstung gehört, so sackt sie bei dem ersten Blick auf ihre Stadt in die Knie. Es erschüttert sie bis ins Mark, wozu Menschen fähig sind, wie Kriege vernichten.

Historische Romane sind im Trend. Können Sie sich erklären, warum? Was glauben Sie, fasziniert LeserInnen an diesem Genre?

Es ist das Eintauchen in eine vergangene Zeit, und es sind die Schicksale der Menschen, die diese Zeit durchschreiten. Im Stoff historischer Romane liegt oft ein wahrer Kern, das macht es fassbar. Wir können aus der Heldinnenreise unsere Schlüsse ziehen, können uns vorstellen, wie wir gehandelt hätten, wären wir anstelle der Protagonisten.

Ich denke jedoch, dass historische Romane nicht schöngefärbt werden sollten. Sie eignen sich selten zum Kuschelroman. Benennen, was war, erkennen, was falsch lief. Unbequem, authentisch schreiben, wenn der Stoff das verlangt, so könnte die Prämisse lauten. Elly, die leise Heldin, ging bis an ihre Kräfte und darüber hinaus. Damit leistete sie in ihrem kleinen Leben ganz Großartiges. Das hat mich während des Schreibens sehr berührt.

Sie leben in Berlin, was fasziniert Sie persönlich an dieser Stadt?

Ursprünglich bin ich Rheinländerin und damals mit dem Regierungsumzug hier gelandet. Anfangs hat mich die typische Berliner Schnauze irritiert, habe ich den rheinländischen Charme vermisst. Und heute? Heute ist Berlin meine Stadt. Sie inspiriert, ist bunt, denkt nach vorne, lebt im Moment. Berlin ist eine Stadt der dissonanten Zwischentöne, das gefällt mir.

Das Interview führte Kerstin Hämke.

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Weitere Hintergrundinformationen zum Roman finden Sie in einem Interview, das der Verlag Droemer zur Verfügung gestellt hat:

Sie nähern sich mit Ihrem Buch einem sensiblen Thema, einem Thema, das von dem Widerstand der deutschen Köchin Elly Berger gegen die Nazis handelt. Sie nennen sie eine heimliche Heldin. Warum?

Elly Berger zeichnen Entschlusskraft, Mut und Treue aus. Treue auch zu sich selbst. Und sie zögert keine Sekunde, als Hitlers Schergen das jüdische Ehepaar, dem sie dient, verhaften. Sie rettet das Kind, den kleinen Leon. Weder denkt sie über Gefahr noch über Strafe und Verfolgung nach. Sie handelt – und wird lange Zeit heimatlos bleiben.

Gab es viele Hausangestellte, Kindermädchen, Köchinnen, die jüdische Kinder retteten?

Ich weiß nicht, wie viele es waren. Aber ich habe in meinen Recherchen von diesen Geschichten erfahren und war beeindruckt von dem Willen zum Widerstand, er geschah leise und im Verborgenen. Wahrscheinlich haben sich diese Geschichten ähnlich zugetragen wie die meiner Elly Berger. Einige Briefe von einst geretteten Kindern und von deren Nachfahren finden sich in den Aufzeichnungen der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Die Briefe zeugen von tiefer Dankbarkeit.

Elly Berger leistet wirklich Mutiges – aber sie spricht nicht darüber, bleibt in einer berührenden Weise bescheiden.

Ja, unbedingt. Auch das ist ein Merkmal einer heimlichen Heldin. Ihre Motivation ist nie Anerkennung, und schon gar nicht der Applaus. Es ist eher die Genugtuung am Ende einer Lebensstrecke, die meine Heldin denken lässt: Dafür hat es sich gelohnt, die eigenen Träume aufzugeben. Eine heimliche Heldin handelt nach dem Muster des Herzens, und dort wohnen bekanntlich die hellen Gefühle wie Hoffnung und pure Liebe.

Verbirgt sich in Ihrem Roman ein wahrer Kern?

Meine Großmutter war tatsächlich eine deutsche Köchin in einem jüdischen Haushalt – und das Ehepaar, dem sie diente, wurde von den Nazis verschleppt … Mich haben ihre Erzählungen von damals zur Recherche, zum Schreiben inspiriert. Und rückblickend kann ich sagen: Es war ein Schreiben, das an die Substanz ging. Ich habe mich durch die dunkle Zeit des Zweiten Weltkrieges geschrieben, durch das kleine Leben der Elly Berger und habe doch die Zuversicht nicht verloren, dass es wieder hell werden kann für Elly und Leon. Eine Autorin fühlt, denkt, handelt wie die Figur, leidet mit ihr. Deren Schicksal geht ihr unter die Haut.

„Ein Kind namens Hoffnung“ ist ihr Romandebüt. Wird es bald ein nächstes Buch geben?

Klar. Schreiben bestimmt seit jeher meinen Tagesrhythmus. Auch mein nächstes Buch erzählt die Geschichte einer bemerkenswerten Frau, einer heimlichen Heldin. So viel sei verraten: Es spielt in den 1950er-Jahren und handelt von einer himmelschreienden juristischen Unschärfe dieser Zeit.

  • Besonderer Buchtipp: Apeirogon von Colum McCann

    Besonderer Buchtipp:

    Apeirogon von Colum McCann

    Rami und Bassam sind Freunde und wohnen im selben Land nah beieinander. Und doch leben sie in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Denn das Land ist Israel und Rami ist Jude, Bassam Palästinenser. Was sie verbindet, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann – beide haben ein Kind bei einer Gewalttat verloren.

    Dennoch fordern sie keine Rache, sondern halten gemeinsam Vorträge darüber, dass nur Kommunikation und ein Verständnis für den anderen zu einem Frieden im Nahen Osten führen können.

    Das Buch erschien bereits 2020 und ist doch aktueller denn je.

    Wir stellen den Roman und den Autor ausführlich vor. Zusätzlich gibt es passende Diskussionsfragen für eine Besprechung im Lesekreis.

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  • Rosa und Leo: Die große Liebe der Rosa Luxemburg von Charlotte Roth

    Entdeckung des Monats:

    Rosa und Leo: Die große Liebe der Rosa Luxemburg von Charlotte Roth

    Rosa Luxemburg war eine Vordenkerin und Freiheitskämpferin. Über ihr Privatleben ist jedoch wenig bekannt.

    Dieser biografische Roman erzählt neben ihrem politischen Weg und einem Porträt der damaligen Zeit, auch von der großen, dramatischen Liebesgeschichte zwischen der Revolutionärin und Leo Jogiches.

    Charlotte Roth hat zahlreiche Romane über Frauenschicksale veröffentlicht, die meist vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte spielen.

    Wir stellen den Roman und die Autorin ausführlich vor, inklusive Interview zum Roman und Diskussionsfragen für Lesekreise.

    » zum Buch

  • Unser Thema des Monats: Das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Unser Thema des Monats:

    22 Bahnen von Caroline Wahl ist Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

    Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen ihr Lieblingsbuch.

    Die Nominierten für 2023 waren:

    Elena Fischer: „Paradise Garden“
    Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“
    Rónán Hession: „Leonard und Paul“
    Jarka Kubsova: „Marschlande“
    *Caroline Wahl: „22 Bahnen“ (Lieblingsbuch)

    Wir haben alle bisherigen Gewinner und die 5 Romane der Shortlist zusammengestellt – insgesamt 45 Buchtipps! Und zu vielen davon gibt es bereits Diskussionsfragen.

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